Vierzehnter Tag - Rückfahrt bis Bunslau (Niederschlesien)
Wir stiegen früh aus den Federn und machten uns reisefertig,
packten unsere Sachen zusammen und begaben uns zum Frühstück.
Mir machte das Geräusch meiner Kette immer noch sorgen. Ich
beschloß sie mit Benzin zu säubern und noch einmal neu
einzufetten. Dann beluden wir unsere Motorräder. Da passierte es,
beim Losfahren sprang meine Kette vom Ritzel. Ein sehr schlechtes
Zeichen. Was sollte ich tun. Ich zwängte die Kette auf das Ritzel
zurück und fuhr los.
Mir war es alles andere als wohl in meiner Haut. So fuhr ich
möglichst konstant 80 Stundenkilometer. In
Olsztyn mussten wir tanken. Ich spielte mit dem
Gedanken hier zu bleiben und am nächsten Tag zur Hondawerkstatt
zufahren, aber was sollte das bringen. Die Kette wäre frühstens
Anfang der nächsten Woche verfügbar gewesen.
Walter meinte, dass bei einer konstanten Kettenlast eigentlich
nicht viel passieren könnte. Das beruhigte mich ein wenig.
So ging es weiter über Bydgoszcz (Bromberg) nach
Poznan (Posen). Wir hatten Glück das dieser Tag
ein Feiertag war, da dadurch kaum Verkehr auf der Straße herrschte
und auch fast keine LKWs fuhren.
So ging es Kilometer für Kilometer weiter und ich fühlte mich
eigentlich recht elend. Die Landschaft war sanft mit leichten
Hügeln, eigentlich ein wunderbarer Tag zum Motorradfahren, bis auf
die ständige Angst, dass während der Fahrt die Kette reißen oder
abspringen könnte.
So hatte ich für die herrliche Landschaft keinen Blick und freute
mich über jeden Kilometer, der uns Deutschland näher brachte. So
machten wir auch keine Fotos, leider.
Eigentlich wollten wir bis Breslau fahren, der Ort
an dem Walters Vater geboren war, und uns die Stadt ansehen. Ich
war jedoch dafür nach Poznan (Posen) eine
Abkürzung Richtung Görlitz zu nehmen. So ging es
wieder über kleinere Straßen, bis wir auf die Hauptstraße von
Breslau nach Görlitz trafen.
Hier suchten wir uns gleich ein Hotel an der Straße. Wir waren
knapp 700 Kilometer gefahren. Die Motorräder konnten wir im
abgeschlossenen Hof parken. Wir duschten und gingen in das neben
dem Hotel gelegene Restaurant zum Essen.
Zum Glück hatte ich im Hotel festgestellt, das mein Handy, das
gestern in den See gefallen war wieder funktionierte und ich meine
Frau anrufen konnte. Ein Wunderwerk der Technik und über vier
Jahre alt - mein neues Handy liegt noch unbenutzt zu Hause.
So bestellten wir unser Essen und die ersten Schoppen. Als wir mit dem Essen fertig waren, gesellte sich ein Amerikaner zu uns, der mit uns eine Konversation begann. Er erzählte, dass er in Deutschland lebe, da seine Frau Deutsche sei und hier in Bunslau eine Fabrik für Keramikartikel hätte. Der Ort ist wohl berühmt bis heute für sein keramisches Kunsthandwerk. Er würde es nach Amerika exportieren und mache soviel Umsatz und so weiter und so fort. Eigentlich interessierte uns das nicht wirklich. Wir waren todmüde und mit meiner Psyche stand es nicht zum Besten. Ich schlief fast im Sitzen ein.
So ging wir schlafen. Ich wußte nicht wie es weitergehen sollte.
(gefahrene Tageskilometer: 683)